Im Allgemeinen kann jede Frau ihr Kind sicher und geschützt in sich wachsen lassen und es ohne Hilfe und Eingriffe gebären. Sie ist fähig Milch in der Brust zu bilden, ihr Kind zu ernähren und mit ihrem/ihrer Partner/in eigenständig und intuitiv zu versorgen, die Signale des Neugeborenen zu erkennen und diese zu befriedigen.

Wieso dann brauchen wir eine Hebamme?

Wenn wir ohne Hilfe in der Lage sind Kinder zu empfangen und auch die Elternschaft eine intuitive Sache ist, wieso braucht es dann eine Hebamme oder einen Gynäkologen?

Das wichtigste für mich als Hebamme ist zu klären, was eine Hebamme macht und was der Gynäkologe. Hebammen sind die Fachfrauen im Bereich der regelgerechten Schwangerschaft, Geburt und der Wochenbettzeit bis zum Ende der Stillzeit. Der Gynäkologe beschäftigt sich mit der „Lehre von der Entstehung, Erkennung, Behandlung und Verhütung der Erkrankungen des weiblichen Sexual- und Fortpflanzungstraktes“. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gynäkologie ) Wir sind uns sicher einige, dass Schwangerschaft keine Erkrankung ist und damit gehört die Betreuung der regelrechten Schwangerschaft in die Hände der Hebamme.

Kinder bekommen ist in unserem Zeitalter sicher eines der größten Abenteuer und es ist definitiv schwieriger geworden. Aber was heißt denn schwieriger genau?

Die vielen Veränderungen, Neuerungen, wissenschaftliche Erkenntnisse von Experten und Gegenexperten, Ausbreitungen von pädagogisch-psychologischen Theorien und unser Lebensstil prasseln auf die werdenden Eltern ein und sorgen für große Verunsicherung und auch Ängste. Spätestens hier kommt die Hebamme ins Spiel, die zur besten Wegbegleiterin wird, gerne auch in Zusammenarbeit mit einer Gynäkologin, wenn die Frau dies wünscht oder benötigt. Idealerweise ist die Hebamme aber schon Ansprechpartnerin, bevor die Informationsflut beginnt.

Die Frauen und Paare brauchen die Hebamme also als Expertin für alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Still- sowie Tragezeit, für Körpergefühl und Vertrauen in die Fähigkeiten des weiblichen Körpers, als Begleiterin in Situationen die Unsicherheiten und Entscheidungen mit sich bringen aber auch als verständnisvolle Beraterin.

Aber was genau ist denn nun der Grund, warum Kinder bekommen und haben so viel schwieriger ist als noch vor 100 Jahren?

 

Durchschnittlich bekommen Paare in Deutschland nur noch 1,4 Kinder. Das liegt daran, dass etwa 30% der Frauen eines Jahrgangs kinderlos bleiben sowie dem steigenden Erstgeburtsalter. Damit will ich sagen, dass heute Paare nur ein Kind bekommen, dieses eine Kind muss perfekt werden und alles drum herum soll absolut sicher und wie gewünscht ablaufen.

Durch den gesellschaftlichen Wandel ist das klassischen Rollenbild mit Vater als dem alleinigen Versorger und Mutter, die das Haus und die Kinder als Lebensaufgabe verstand, aufgebrochen. Damit stehen Frauen unter enormen Druck und zwischen Familie, Karriere und Haushalt. Es war sicher nicht leicht „nur“ Hausfrau und Mutter zu sein aber die Verpflichtungen waren anders. Auch wenn Frauen heute bessere Karrierechancen haben als noch zur Zeit ihrer Eltern, ist es für eine Frau nach der Elternzeit sehr schwer wieder ins Berufsleben zu finden. Das zeigt, was für eine große Belastung Familie und Haushalt zusätzlich zum Beruf sind und wieso sich Paare auch nicht für mehr Kinder entscheiden und dieses eine Kind als so große Aufgabe sehen.

In einer Zeit, in der die Verhütungsmittel sehr sicher sind, ist die Entscheidung nach Kindern planbar geworden. Früher hat man nach der Hochzeit einfach auf Nachwuchs gewartet, heute wird der „richtige“ Zeitpunkt zwischen Karriere, Einfamilienhaus und Kindern geplant.

Die ganze Tragweite ist vielen Paaren sicher nicht klar, aber die Entscheidung für ein Kind ist eine folgenreiche und das muss auch erst einmal verdaut werden.

Dies sind nur ein paar Gründe, warum es schwerer geworden ist, sich für Kinder zu entscheiden.

Schwangerschaft

Dann ist der Schwangerschaftstest positiv.

Manche Paare haben bis hier bereits sehr viel durchgemacht und andere gehen unbefangen in die Schwangerschaft. Zahlreiche Frauen haben erstmal das Gefühl, dass sie sich unsicher fühlen. Andere sind sogar ungewollt schwanger geworden. Es entsteht erneut beziehungsweise erstmalig eine Entscheidungsmöglichkeit für die Mutter und die werdenden Eltern für oder gegen das Kind.

Es beginnt eine Achterbahnfahrt der Gefühle und es kommen viele Fragen, Sorgen und Ängste auf. Vor allem beginnt die Informationsflut. Jeder meint gute Ratschläge zu geben. Familie, Ratgeber und Internetforen, die ein vermeintliches Patentrezept haben. Diese Quellen enthalten oft Fachwissen aber auch viel veraltetes, überholten und zum Teil falsches Wissen. Es ist völlig normal in so einer Situation den Überblick zu verlieren. Hebammen haben eine Fortbildungspflicht und sind auf dem neuesten Stand und arbeiten evidenzbasiert aber vor allem individuell angepasst an Frau und Eltern.

„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.“ Das sagt ein afrikanisches Sprichwort. Heute ist es aber so, dass beispielsweise durch Job und/oder Ausbildung der Wohnort nicht mehr der Ort ist, an dem man aufgewachsen ist. Durch dieses kleinere soziale Netzwerk, fehlendes und fehlerhaftes Wissen der Großeltern wird die Schwangerschaft als sehr schwer empfunden. Hebammen stehen hier mit ihrem breiten Fachwissen bereit und vermitteln auch gerne mal zwischen Großeltern und werdenden Eltern.

Auch in der Paarbeziehung kann es durch die Schwangerschaft schwieriger laufen und die Unterstützung vom Partner fehlen. Hebammen können hier sensibel vermitteln, Tipps zur Sexualität geben oder an andere Berufsgruppen verweisen, um die Situation zu lösen.

Die medizinische (Über-)Betreuung in der Schwangerschaft hat nicht nur Vorteile. Der Ultraschall nimmt den Frauen das Vertrauen in den eigenen Körper sowie die Zuversicht, dass sie selbst am besten Wissen wie es ihnen und ihrem Kind geht.

Hebammen sind Expertinnen und haben das nötige Fachwissen, um abweichende Veränderungen in der Schwangerschaft frühzeitig festzustellen. Dabei fördern sie das Körpergefühl, die Mutter-(Eltern)-Kind-Bindung und arbeiten auch gerne mit Gynäkologen Hand in Hand, um die Frau bestmöglich zu betreuen.

 

Fazit: Sucht euch frühzeitig (am besten ab positivem Schwangerschaftstest) eine Hebamme, die eure Wünsche versteht, euch fachlich und empathisch berät und euch letztendlich in eurer Selbstbestimmtheit unterstützt.